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OTS0075 5 II 0512 BKO0001 CI Do, 23.Jul 2015
Innenpolitik/Gesundheit/Asyl/Ärzte/Menschenrechte
Ärzte-Appell: „Der aktuelle Umgang mit asylsuchenden Menschen ist
menschenverachtend und gesundheitsschädigend.“
Utl.: Österreichische Gesellschaft für Psychiatrie und
Psychotherapie fordert sicheres, stabiles und menschenwürdiges
Umfeld für Flüchtlinge und Asylsuchende: „Politik muss endlich
handeln.”
Wien (OTS) – Krieg und Flucht bedeuten eine extreme Form von Stress.
Die traumatischen Erfahrungen von Flüchtlingen und Asylsuchenden
übersteigen dabei oft die eigenen Bewältigungs-Möglichkeiten. Das
Risiko für psychische und auch körperliche Erkrankungen steigt
entsprechend stark an: Posttraumatische Belastungsstörungen,
Depressionen, Angststörungen und auch somatische Erkrankungen sind
oft die Folge. Menschen, die bereits eine derartige Krankheit
entwickelt haben, genesen langsamer, wenn sie weiterhin Stress
ausgesetzt sind. Aber auch ohne Entwicklung einer psychischen oder
körperlichen Krankheit sind viele Flüchtlinge und Asylsuchende extrem
belastet durch den Verlust nahe stehender Menschen, durch das
unmittelbare Erleben, wie andere Menschen unter furchtbaren Umständen
ums Leben kommen, oder durch die Erfahrung eigener Lebensbedrohung.
Alle internationalen Richtlinien (z. B. der
Weltgesundheitsorganisation) betonen die Wichtigkeit, Stress für die
Betroffenen zu reduzieren. Wichtige Maßnahmen zur Verminderung von
Stress beinhalten unter anderem die Sicherheit vor Übergriffen und
körperlichem Schaden, das Vermeiden angstmachender Situationen,
wenigstens minimale Privatsphäre sowie die Erfüllung essentieller
Bedürfnisse wie ausreichende Nahrung, Trinken, Möglichkeit für
Körperhygiene und Schutz vor Witterung.
Zwtl.: Derzeit ist all das in Österreich nicht ausreichend gegeben.
Stress wird nicht gelindert, sondern verstärkt, wenn Menschen – viele
davon junge Menschen und Kinder – kein Dach über dem Kopf, kein Bett,
ja nicht einmal eine Matratze für die Nacht haben, wenn Gedränge,
Raumnot infolge 3- bis 5-facher Überbelegung, Anspannung und restlose
Überforderung der Asylsuchenden wie auch der Einsatzkräfte vor Ort
vorherrschen. Derartig katastrophale Bedingungen erhöhen das
Krankheitsrisiko, verzögern das Abklingen bereits vorhandener
Krankheit und verursachen zusätzliches Leid. Jeder Tag, den Menschen,
die vor Krieg, Verfolgung, Vergewaltigung, Hunger oder Ermordung
geflohen sind, in 40 und mehr Grad heißen Zelten oder überhaupt ohne
Dach über dem Kopf verbringen müssen, ist eine Schande für unsere
Republik.
Die ÖGPP vermisst in diesem Zusammenhang auch wahrnehmbare und
wirksame Aktivitäten von Institutionen wie den
Menschenrechtskommissionen zum UN-Übereinkommen gegen Folter und
andere grausame, unmenschliche oder erniedrigende Behandlung oder
Strafe (OPCAT), die im Sinne des Schutzes und der Förderung der
Menschenrechte tätig sein sollten.
Um psychische und körperliche Folgeschäden durch Krieg und Flucht
möglichst gering zu halten, ist es aus Sicht der ÖGPP unabdingbar,
möglichst rasch ein sicheres und stabiles Umfeld herzustellen. Wunden
können nur dann heilen, wenn ein menschenwürdiges Umfeld in
geordneter Weise realisiert wird. Es ist daher – neben den
unumgänglichen humanitären und menschenrechtlichen Bestimmungen –
auch unter medizinischen Gesichtspunkten von größter Wichtigkeit,
dass Österreich seinen völkerrechtlichen Verpflichtungen nachkommt
und Flüchtlingen ein menschenwürdiges Leben in Sicherheit ermöglicht.
Die ÖGPP fordert die verantwortlichen Politikerinnen und Politiker zu
einer raschen Lösung im Sinne dieser Menschen auf – einer Lösung, die
einer entwickelten Demokratie und Zivilgesellschaft würdig ist.
Chefarzt Prim. Dr. Georg Psota, Präsident der ÖGPP; Prim. Dr. Christa
Rados, President elect der ÖGPP; Prim. Priv.-Doz. Dr. Martin Aigner,
Prim. Dr. Gerhard Fruhwürth, OA. Dr. Moritz Mühlbacher, Univ.-Prof.
Dr. Johannes Wancata (Vorstandsmitglieder der ÖGPP)
~
Rückfragehinweis:
B&K – Bettschart & Kofler Kommunikationsberatung
Mag. Roland Bettschart
T + 43 1 319 4378; +43 676 635 6775
bettschart@bkkommunikation.com
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OTS0075 2015-07-23/11:22
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